Acht Quadratmeter
Kapitel 3
Unzensierte Einblicke ins #vanlife
Tausende Instagram-Seiten glorifizieren das Leben in einem Büssli (aka Van). Die geräumige Warmwasserdusche, die Satellitenschüssel auf dem Dach und die zwei Meter Stehhöhe scheinen zwingende «Must-Have‘s» die für ein erfüllendes Leben auf kleinstem Raum zu sein. Nur die in den kanadischen Nationalparks omnipräsenten RVs (Wohnmobile) übertrumpfen in Punkto Luxus die glamourösen Büssli. Mit Wohnfläche von einer grosszügigen 3.5 Zimmer Wohnung beherbergen sie allerdings durchschnittlich nur ein Rentnerpaar mit Hund. Das Gegenteil ist hingegen eine Rarität die nicht weniger amüsiert: Neben uns parkt ein grauer, staubiger und leicht verbeulter Honda, der kaum Platz bietet, um ausgestreckt darin schlafen zu können. Sein Besitzer öffnet die Beifahrertüre und klippt die Leine ans Halsband seiner Katze (!). Ein Moment, der uns ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubert und gleichzeitig stolz macht. Stolz, wie wir uns mit Burrito ein wohnliches Zuhause mit pragmatischem Luxus ausgebaut haben.
Ein paar Einblicke in unser Leben auf acht Quadratmetern:
So gerne wir beide kochen, wieso müssen wir es ständig tun? Und wieso müssen wir fürs Kochen effektiv auch immer einkaufen? Und wieso ist der Kühlschrank voll und es fehlt doch etwas?
Burritos Stehhöhe von 1x Lena ist ausschlaggebend für die Aufgabenteilung: Nicolas schnippelt Gemüse, sorgt für musikalische und andere Unterhaltung und trocknet das Geschirr, Lena steht am Herd und macht den Abwasch. (Ausnahme: bei gutem Wetter und Tageslicht dient das vordere Fenster als erweiterte Stehhöhe für Nicolas).
Was draussen ist, ist zwangsläufig auch drinnen: Der Boden bekommt je nach Wetter mehr Pflege als wir.
Wer braucht schon eine Warmwasserdusche, wenn er einen Bergsee haben kann? (Okay, manchmal stillen wir das Bedürfnis nach einer gründlicheren Säuberung auch in einem Fitnessstudio. Schliesslich „lohnt“ es sich dann auch richtig.)
Unsere Trockentrenntoilette ist noch nicht zum Einsatz gekommen. Dafür suchen wir regelmässig die Toiletten auf Parkplätzen, in Einkaufsläden oder Kaffees auf.
Sei es beim Einräumen der Einkäufe oder beim Packen der Kisten in unserer Garage: Tetris ist und bleibt eines unserer Lieblingsspiele.
Unser Wassersystem ist simpel und funktioniert. Da der Abwassertank kleiner ist als der Frischwassertank, muss er jedoch regelmässig geleert werden. Als eines verregneten Morgens der Wasserhahn nur noch tröpfelt und die Wasserpumpe röchelt, ahnen wir schon, wie es um den Füllstand vom Abwassertank steht. Eine Küchenpapierrolle später ist die Sauerei auch schon wieder beseitigt.
Routinen gibt es für uns ohne einen vorbestimmten Alltag nur wenige. Eine ist das Frühstück: Frische (meist überteuerte) Früchte, Yoghurt und Müesli.
Waschen gestaltet sich einfacher als gedacht. Es gehört sozusagen in unser Schlechtwetterprogramm. Alle 1-2 Wochen legen wir einen Stopp in einem Waschsalon ein.
Alles hat seinen Platz – inklusive uns. Das ist nicht mal zwingend dem Gewohnheitstier geschuldet, sondern vielmehr dem Fakt, dass wir Einrichtungs- und Platzmanagement optimiert haben. Mit Basteleinheiten auf grossen Shopping-Mall Parkplätzen haben wir ergänzt, was uns noch gefehlt hat.
Wir sind mittlerweile bei Version 3 unseres Moskitonetzes (ebenfalls eine Parkplatz Modifikation). Gebraucht haben wir es nur selten.
Unser Verdunklungssystem kapselt uns von der Aussenwelt ab. Bei schlechtem Wetter haben wir dadurch einen gemütlichen Rückzugsort. Gleichzeitig zieht so aber auch mal das gute Wetter unbemerkt an uns vorbei.
Den gemütlichen Filmabend haben wir nicht explizit in der Innenausbauplanung berücksichtigt. Das finden unsere verspannten Nackenmuskeln und eingeschlafenen Hände nicht immer gleich lustig. Bis zum Ende des Trips sollten wir die perfekte Position aber sicherlich gefunden haben.
«Chasch mer schnell […] gä?» ist ein viel gesagter Satz. Insbesondere eingesperrt bei ausgeklapptem Tisch auf dem Stuhl zwischen Bett und Küchenkombi.
Noch können wir die Fahrten mit offenen Dachfenster an einer Hand abzählen. Bisher ohne zwischenfälle und das trotz Autobahn.
Ohne Zentralverriegelung gehört es zum fixen Parkingablauf, alle Türen zu schliessen. Möglicherweise kommt es vereinzelt vor, dass Lena ihren Schlüssel sucht (Chaot vom Tag?!) und ihn dann meist an irgend einer Türe wiederfindet.